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Re-ligion

Religion, Philosophie, Kunst und Wissenschaft erscheinen uns nicht zu Unrecht als verschiedene Aspekte der gleichen Sache. Und doch scheiden sich hier in vielfältiger Art die Geister. Zwischen Gott und Nicht-Gott, zwischen Religion, Aufklärung und Wissenschaft scheinen unendlich tiefe Gräben zu liegen und dennoch sind klare Abgrenzungen kaum möglich.

Wissenschaft scheint Aufklärung allein für sich in Anspruch zu nehmen. Und doch wurde Aufklärung aus religiösem Glauben geboren.

Atheisten beklagen den Gottesglauben der Religionen. Und doch spricht eine der bedeutendsten Weltreligionen nicht von Gott. Sind denn Buddisten Atheisten?

Wissenschaft betreibt die Zerlegung des Ganzen. Und doch sucht sie inzwischen wieder die verbindende Kraft.

Religion sucht das verbindende. Sie schaut auf den Ursprung und sucht das Ziel. Darf eine solche Haltung in ihrer atheistischen Ausprägung denn nicht gewürdigt werden?

"So verlasse ich mein Elternhaus, trenne mich von allem Althergebrachten und erobere mir meine eigene Rückkehr: die in mir nach langer Zeit überwundene Vergangenheit wird mir zu etwas Neuem und bleibt doch auch das Alte. So werde ich ein freies Mitglied einer lebendigen Gemeinschaftskultur und lebe in Freude, denn Feindschaft ist mir Freundschaft geworden und Freundschaft ein kostbares Kleinod."

So verhilft Religion im besten Fall zu beidem: die Angst vor der Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft zu nehmen; beides trägt das Leben. Geht das denn vielleicht auch außerhalb von Religionen? Führt Handeln zum Glück? Gibt es vielleicht doch einen tieferen Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Auffassungen? Aber - kann ich dann noch handeln? Und ist Religion vielleicht vielen Menschen auch nur deshalb verhaßt, weil ich sie für andere Zwecke als ihre eigenen verwenden werden kann und weil sie so beliebig erscheint? Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen den Religionen und was ist das Gemeinsame?

Geht es denn um Begriffe oder genügt eine Seelenqualität des Herzens? Sehnt sich nicht jeder Mensch nach einer göttlichen Welt? Ist die in der äußeren Welt überhaupt zu haben? Ist Religion eine Garantie dafür, sie zu erlangen? Oder Kunst, oder Wissenschaft? Ist die Lebenspraxis unwichtig, reicht vielleicht der Glaube? Haben Wissenschaftler keinen Glauben? ... und Atheisten? Ist vielleicht der Glaube die Religion? Was bedeutet denn Aberglaube?

Gibt es vielleicht viele "Wege nach Rom"? Oder muß ein einzelner Mensch alles andere an seinem Weg messen? Oder hat eine genügend große Gruppe von Menschen das Recht und die Pflicht alles an ihrem Weg zu messen? Kann vielleicht sogar ein Naiver das richtige Leben leben, wenn er nur eine tiefe Beziehung zum Leben oder vielleicht zu Gott hat? Ist ein Naiver nicht manchmal sogar per se göttlich? Gibt es überhaupt ein richtiges Leben? Kann es sein, dass über zigtausende von Jahren keine Antworten an die Menschheit herangekommen sind außer Krieg und Selbstbehauptung? Sind in solchen Fragen Unterstellungen verborgen? Kann es sein, dass manchmal der Verstand nicht hilft? Hilft dann das Bauchgefühl?

Wen kann ich fragen, wenn es denn im Zeitalter des Internet schon so viele Antworten gibt, die meistens nichts so richtig beantworten? Ist denn Selbsbehauptung keine Antwort? Gibt es vielleicht Hinweise auf "richtige" Antworten und reichen die mir zu Freude?

Kann ich in einer Zeit, in der mit viel Geld augenscheinlich die größte Freude auszulösen ist, richtige Antworten überhaupt noch an der Freude erkennen, die sie auslösen? Ist bei soviel Elend auf der Welt Freude überhaupt noch möglich? Glauben wir daran, vielleicht sogar gemeinsam - lohnt das?

 

"Mich wundert, daß ich so fröhlich bin!"

(C) Karim Rana, Mai 1978-2010